Tag 1
Um Punkt 15:00 Uhr stand ich vom Winde zerzaust mit meinem Koffer vor dem Kieler Hauptbahnhof. Der Tag versprach kein schönes Wetter, es war grau und kalt. Das hat mich aber nicht aus der Fassung gebracht, denn meine erste Hochseekreuzfahrt sollte eine schöne Erinnerung werden.
Und da war sie, die MS Hamburg mit dem gelben Schornstein, der einzige fröhliche Fleck am Hafen, der mich sofort in Kreuzfahrtstimmung versetzt hat.
Positiv eingestellt habe ich mich durch das Color Line Gebäude zum Check-In begeben. Dabei wurden alle meine Erwartungen übertroffen: Das Prozedere war unkompliziert und sehr zügig. Nicht mal eine Viertelstunde musste ich warten, bis der Check-In um 15:30 begonnen hat.
An Bord wird man persönlich begrüsst und in Begleitung einer Stewardess zur Kabine gebracht. Einmal in meiner Aussenkabine 232, habe ich mich ein bisschen erholen können. Das Innendesign in den grünen und braunen Farben tat den Augen gut. Alles in der Kabine war gut vorbereitet, sauber und nett: Das grosse runde Fenster, zwei getrennte Betten, Klimaanlage, Telefon, Safe, Föhn – es hat an nichts gefehlt.
Die Inneneinrichtung der MS Hamburg ist in grünen und blauen Farben gehalten, sehr angenehm, klassisch und nicht zu bunt. Vor dem Treffen zum Begrüssungscocktail hatte ich noch ein bisschen Zeit um mich auf dem Schiff umzusehen. Bei der überschaubaren Grösse kommt man wirklich gut zurecht. Am ersten Tag bin ich aber doch ein paar Mal in die falsche Richtung gelaufen.
Der leckere Begrüssungscocktail hat zur entspanntenAtmosphäre beigetragen: Das Treffen mit dem Geschäftsführer von PLANTOURS Kreuzfahrten, Oliver Steuber, mit Anja Berding und Maike Gerster war durchaus gelungen! Uns wurde das Schiff und das Team vorgestellt sowie unsere Reise-„Heimathäfen“ und deren Highlights.
Das Wetter schien meine Aufregung der ersten Hochseereise widerzuspiegeln. Es ging los nach Kopenhagen und die Strecke war unvergesslich. Nach dem Abendessen haben sich die Passagiere in der Lounge versammelt und den abendlichen Geschichten von der Ostsee von Uwe Fellensiek (bekannt aus TV-Serien „SK Kölsch“ und „Notruf Hafenkante“) voller Spannung gelauscht. Bei Windstärke 8 und vier Meter hohen Wellen hat es gestürmt und gewackelt. Da Seetauglichkeit für mich kein Problem war, habe ich diese schaflose stürmische Nacht gut überstanden.
Tag 2
Nach der schlaflosen Nacht waren meine Kabinennachbarin und ich dennoch pünktlich beim Frühstück im Palmengarten. Das Frühstücksbuffet war reichlich und lecker. Mein Obst und Müsli habe ich sofort aufgespürt. Es gab alles, was das Frühstücksherz begehrt: Allerlei Eier und Omelette (die man sich zubereiten lassen konnte), geräucherter Lachs, viele Sorten an Wurst, Schinken und Käse. Meine Ansprüche an ein ausgewogenes und gesundes Frühstück waren vollkommen erfüllt. Für diejenigen, die es lieber süss mögen, gab es ausreichend Gebäck, Marmelade und Kuchen.
Gestärkt vom Frühstück haben wir uns auf den inkludierten Halbtagesausflug in Kopenhagen vorbereitet: windfeste Jacken durften an diesem Tag nicht fehlen. Die Reiseführerin hat uns die wichtigsten Informationen über die Stadt gegeben sowie die berühmtesten Sehenswürdigkeiten gezeigt: die kleine Meerjungfrau, das Schloss Rosenborg, das Rathaus auf dem Rathausplatz, den Vergnügungspark Tivoli usw.
Den Nachmittag zur freien Verfügung habe ich für einen Saunabesuch reserviert. Der Wellnessbereich an Bord der MS Hamburg bietet Saunaliebhabern alles im etwas kleineren Format. Wer viel Platz braucht, findet ihn hier nicht, dafür ist der Raum aber sehr gut gepflegt, sauber und freundlich. Die Saunabenutzung ist gratis.
Beim Abendessen wussten die Kellner schon, welche Getränke man am liebsten bestellt. Der Service während der Mahlzeiten und generell an Bord ist auf sehr hohem Niveau. An der Rezeption wurden unsere Fragen stets ausführlich beantwortet und meine einmal nicht funktionierende Schlüsselkarte sofort repariert. Das Personal ist im Allgemeinen aufmerksam und freundlich, es wird auf alle Wünsche individuell eingegangen, was einen sehr positiven Eindruck hinterlässt.
Tag 3
Ausgeschlafen und gut gelaunt, habe ich beim Frühstück auf die Durchsagen geachtet, denn es ging gleich los mit meinem gebuchten Ausflug „Binz und Jagdschloss Granitz“. Unsere Anlegestelle auf Rügen war im Fährhafen Sassnitz-Mukran, welcher knapp 10 km von der Stadt Sassnitz gelegen ist. Für die Gäste, die an Land gehen wollten, waren kostenpflichtige Bustransfers reserviert. Alternativ konnte man auch mit dem Taxi nach Sassnitz fahren.
Um 9 Uhr war ich zusammen mit der Gruppe im Bus auf dem Weg nach Binz. Das Seebad Binz ist eines der berühmten Beispiele der am besten erhaltenen Bäderarchitektur der Ostsee. Weisse Fassaden, grosse Balkone und Veranden, Jugendstilelemente und Schnitzwerk sind nur einige Merkmale der Architektur des Seebades. All das besitzt der Ortsteil Prora, an dem wir vorbeifuhren, nicht. Die nicht fertiggestellte Ferienunterkunft für heimkehrende Soldaten besteht aus einer Reihe baugleicher Häuserblocks entlang der Küste mit einem der schönsten Strände auf Rügen. Nun werden aus dem 4 Kilometer langem Betonkomplex Jugendherbergen und Ferienwohnungen ausgebaut.
Auch am Feiertag waren in Binz viele Geschäfte geöffnet, so habe ich in der Einkaufsmeile ein paar Souvenirs kaufen können. Auch das imposante Kurhaus, eines der Highlights der Stadt wurde uns gezeigt.
Zum Schloss ging es mit der nostalgischen Jagdschlossbahn. Nun war das Wetter schöner geworden, wir freuten uns über die Sonne und über das Firmenlied der kleinen Jagdschlossbahn.
Von Johann Gottfried Steinmeyer im Stil italienischer Renaissance erbaut, ist das Jagdschloss Granitz das meistbesuchte Schloss in Mecklenburg-Vorpommern. Von der Aussichtsplattform eröffnet sich ein herrliches Panorama über die ganze Insel. Allerdings musste man erst eine ziemlich hohe Wendeltreppe hinauf steigen, was nicht für alle Ausflugsteilnehmer gleich leicht war. Wer es zur Aussichtsplattform geschafft hatte, kam voll auf seine Kosten: Alle Voraussetzungen für eine sonnige Fotopause waren erfüllt!
Gegen 13 Uhr waren wir zurück auf dem Schiff, wo auf uns ein leckeres Buffet gewartet hat. Nach dem Mittagessen stand eine Schiffs- und Brückenführung auf dem Programm.
Während der Führung durch die Küche wurde uns erzählt, wie die kalten und die warmen Speisen an Bord zubereitet werden. Auf der Kommandobrücke erfuhren wir unter anderem, wie hoch die Wellen in der ersten Nacht unserer Kreuzfahrt waren und wie die Kommunikation zwischen den grossen Schiffen auf hoher See funktioniert. Für die Notfälle stehen ein Hospital und zwei Bordärzte zur Verfügung.
Am späten Nachmittag habe ich mir vorgenommen, den Fittnessbereich zu testen. Auch hier hat es mir an nichts gefehlt: Alles Nötige für ein richtiges Training war vorhanden. Die Auswahl der Fitnessgeräte an Bord ist nicht gross, es ist aber für jeden etwas dabei: drei Crosstrainer, zwei Sportfahrräder und Laufbänder.
Tag 4
Heute steuert die MS Hamburg den malerischen Hafen von Flensburg an. Schon jetzt bereiten sich die Gäste auf den Gala-Abend vor: die Damen beeilen sich zum Friseur- und Kosmetiksalon und bereiten die festlichen Kleider vor.
Ich ging erst einmal an Land und habe den Tag in der gemütlichen Hafenstadt beim Einkaufen und Verwandtentreffen verbracht. Wir hatten Glück, Flensburg zu der Zeit des Stadtfestes und der Regatta zu erleben. Jedes Jahr zum Himmelfahrtswochenende findet seit 1980 in Flensburg die berühmte Rumregatta statt, das grösste Gaffelsegler-Treffen Nordeuropas. In der maritimen Atmosphäre des Gaffelmarktes haben wir leckere Erdbeerbowle verkostet und dabei die imposanten Oldtimer bei komplizierten Anlegemanövern beobachtet.
Mit dem Gala-Abend des Kapitäns war uns klar, dass unsere Kreuzfahrt bald zu Ende ist. Das Abendessen mit der Eisparade und der Crew Show war ein absoluter Erfolg.
Tag 5
An Tag fünf unserer Reise sind wir zurück in Kiel. Unkompliziert und schnell habe ich mich auschecken lassen und mich wieder vor dem Kieler Bahnhof gefunden.
Fazit:
Nicht umsonst hat die MS Hamburg den Titel „Das Schiff des Jahres 2012“ in der Kategorie Routing vom Kreuzfahrt Guide Award 2012 bekommen. Die Routenvielfalt ist bei dem Schiff wirklich erstaunlich: Nordeuropa und die norwegischen Fjorde, Amazonas und die Grossen Seen, Mittelmeer und Karibik, Schwarzes Meer und Britische Inseln sind nur einige der von der MS Hamburg angesteuerten Zielgebieten. Die überschaubare Grösse des Schiffes ist dabei natürlich nur von Vorteil. Anzumerken sind auch die langen Hafenaufenthalte – man hatte immer genug Zeit um die Städte zu erkunden.
Nicht nur an Land, sondern auch an Bord habe ich mich sehr wohl gefühlt. Der Wattführer von Borkum Albertus Akkermann hat mit seinem Akkordeon am Pool und auch in der Lounge für die Unterhaltung gesorgt. Die interessanten Vorträge bereiten auf die Landgänge vor, sodass man im Vorfeld schon informiert ist.
Sprachbarrieren gibt es an Bord keine, da fast alle Crewmietglieder Deutschkenntnisse verfügen und sich stets bemühen, auf die Wünsche der Gäste einzugehen.
Kulinarisch wird man an Bord mehr als verwöhnt: Die Küche lässt keine Wünsche offen. Ob das Bordrestaurant oder Buffet im Palmengarten – dass Essen an Bord der MS Hamburg ist gesund und ausgewogen.
Abends gibt es Livemusik und Unterhaltung, sodass es einem nie langweilig ist. Auch Tanzen ist hier nicht untersagt. Wer nach Ruhe sucht, kann sich in die Bar oder Bordbibliothek begeben. Im Computerraum bietet sich die Möglichkeit E-Mails nach Hause zu schicken (die Internetbenutzung ist kostenpflichtig).
Behinderten- oder rollstuhlgerecht ist das Schiff nicht. Genauso wenig ist die MS Hamburg sehr familienfreundlich, denn es gibt keine Kinderbetreuungsmöglichkeit oder Spielräume. Kinder können allerdings auf die Kreuzfahrt in der Kabine mit Dreier- oder Vierer-Belegung mitgenommen werden.
Der Bordfotograf sorgt mit seiner Kamera dafür, dass die schönsten Erinnerungen nicht verloren gehen. Für Reisende, die Wert auf die Reiseroute und klassische deutsche Kreuzfahrtatmosphäre legen, ist das Schiff sehr zu empfehlen.
Zu allen Kreuzfahrten mit der MS Hamburg geht es hier.